Bewegung/Training

Gut Ding braucht Weile oder warum man den Prozess genießen sollte…

Verena Hirzenberger |

01.02.2021

Ein Monat ist das neue Jahr nun schon alt. Jänner, dieser Monat ist oftmals gefüllt mit großen Visionen, Wünschen und Hoffnungen, guten Vorsätzen und dem Glauben, dass sich nun alles ändern würde, und zwar von heute auf morgen.

Deshalb wird mein heutiger Beitrag davon handeln, dass Dinge ihre Zeit brauchen und, dass das auch ganz gut so ist.

…ALLES HAT SEINE ZEIT, UND BRAUCHT DIESE AUCH

Als ich noch im Angestelltenverhältnis in einem Fitnessstudio tätig war, bekam ich jeden Januar diesen Veränderungswillen im Zuge der Neujahrsvorsätze zu spüren, diesen neuerlichen Schwung der endlich alles ändern und besser machen würde. So groß und ehrgeizig dieses Vorhaben auch war, umso sicherer war dieser Plan meist leider spätestens im  März zum Scheitern verurteilt. Übrigens ist glaube ich keiner, wenn ich mich recht erinnere, meiner langjährigen treuen Kunden im Januar im Zuge eines Neujahrsvorsatzes bei mir im Training gelandet.

Das könnte auch daran liegen, dass ich nicht wie viele meiner Kollegen auf diesen Zug mitaufspringe. Fit und schlank in 10 Tagen, Vegan-January, finde deine wahre Bestimmung in 2 Wochen, usw… sind einfach nicht mein Ansatz zu einem gesunden Lebensstil. Dass damit ein guter Impuls auch für den Rest des Jahres mitgegeben werden kann möchte ich keineswegs bestreiten, meiner Erfahrung nach verebbt dieser jedoch meist sehr rasch, Ausnahmen bestätigen die Regel.

 

GESUNDHEIT ALS LEBENSLANGEN PROZESS STATT EINMALIGE INTERVENTION BEGREIFEN

Meiner Meinung nach ist ein gesunder und ausgewogener Lebensstil ein (wie der Name auch schon verrät) lebenslanger Prozess. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich viele Menschen seit Jahren auf diesem Weg begleiten darf. Funktionales Training entfaltet seine Wirkung nicht nach 3 Einheiten verteilt auf ein halbes Jahr. Der Schlüssel liegt in der Regelmäßigkeit und Langfristigkeit. Beginnt man damit überhaupt von Null weg; so erzielt man innerhalb der ersten 4-8 Wochen auch bereits mit einem einmaligen Reiz (also nur einem Training/Woche) gute Fortschritte. Genial wie unser Körper gemacht ist, gewöhnt er sich jedoch sehr rasch an diese neue Form der Belastung. In weiterer Folge sollte sich dann dein Krafttraining idealerweise bei 2-3 Einheiten/Woche einpendeln, wobei ich hier nicht von hochintensiven Reizen wie Maximalkrafttraining bzw. Krafttraining im Bodybuilding-Bereich spreche, sondern von Krafttraining im Gesundheits-/Freizeitbereich. Die gute Nachricht: ein ausgewogenes Krafttraining lässt sich auch im zeitlichen Rahmen von 30-45 Minuten sehr gut umsetzen.

…JEDE VERÄNDERUNG IST EIN PROZESS

Diesen Prozess-Ansatz kann man jedoch nicht nur auf den Trainingsbereich umlegen. Jede Form der Veränderung vollzieht sich in einem Prozess aus mehreren Phasen. Genau genommen begann beispielsweise mein Weg in die Selbstständigkeit nicht erst vor 5 Jahren, mit der von meiner Seite ausgesprochenen Kündigung meines Angestelltenverhältnisses im Fitnessstudio, sondern viele Jahre davor als ich bereits regelmäßig im Nebenerwerb diverse Groupfitnessstunden abhielt. Für meine ersten Stunden an der Volkshochschule bekam ich übrigens damals vor ca. 15 Jahren 13 Euro/h.

Während ich diesen Beitrag tippe sitze ich zwischen Umzugskartons in meiner Wohnung. Und auch das ist ein gutes Beispiel für einen Prozess.

Es beginnt mit einer Phase in der man sich zunehmend aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr wohlfühlt mit dem Ist-Zustand:

  • Im Fall der Wohnung könnte dies aufgrund zunehmender Belastungsfaktoren durch Lärmentwicklung von Baustellen oder Nachbarn, dem Bedarf an mehr Wohnfläche, der Verlagerung des beruflichen Mittelpunkts an einen anderen Ort; oder schlichtweg das Ablaufen eines befristeten Mietvertrages sein.
  • Im Fall des Trainings könnte es zunehmende Unzufriedenheit mit dem körperlichen Wohlbefinden, Rückenschmerzen, Mangel an Kondition, Wunsch nach Bewegung in einer Gruppe statt alleine,… sein
  • Im Fall des Jobs mangelt es vielleicht an weiteren Entwicklungsmöglichkeiten, fühlt man sich im Team nicht wohl, ist mit dem Gehalt nicht zufrieden, möchte sich generell umorientieren, fühlt sich trotz großem persönlichem Einsatz nicht wertgeschätzt,…

… BIS DER RICHTIGE MOMENT KOMMT

Dieser Breaking-Point oder auch Point of no return ist meiner Erfahrung nach sehr sehr individuell. Oftmals habe ich im Freundeskreis Geschichten gehört bei denen ich mir dachte: “würde ich nicht länger machen, wäre ich schon längst gegangen” oder auch “hätte ich schon längst etwas geändert”. Dabei sollte man jedoch nie vergessen, dass man niemals die ganze Geschichte eines Menschen hinter einem bestimmten Problem dieser Person kennt. Daher ist das gut gemeinte Verschenken von “Veränderungsimpulsen” z.B. die Frau schenkt ihrem Mann Gutscheine für ein Personaltraining;  immer eine sehr heikle Angelegenheit die viel Fingerspitzengefühl voraussetzt.

Ist die entsprechende Compliance (die selbstbestimmte Zusage) einer Person zu einem Veränderungsprozess nicht gegeben, kann der nächste Schritt noch nicht erfolgen. Leider benötigt es in vielen Fällen vorab einen großen Leidensdruck bevor Veränderungen in Gang gesetzt werden (können). Deshalb bergen aber auch gleichzeitig Krisenzeiten (Stichwort Corona) große Potentiale für Veränderungsprozesse.

 

INS TUN KOMMEN UND TATSÄCHLICH HANDELN

Ist der erste Schritt getan geht es darum ins tatsächliche Handeln zu kommen. Das ist eigentlich eine sehr schöne Phase, finde ich. Es geht ums Machen. Naja gut, nachdem ich mich selbst gerne als “Macherin” bezeichne, muss ich das ja fast gut heißen. Hier steckt viel Neugierde drinn, sich Ausprobieren wollen, riskieren auf die Schnauze zu fallen, trial and error, mutig und mit Begeisterung zur Sache zu gehen, sich ein Stück treiben lassen, beobachten und zuhören, flexibel und offen sein. Viel geerntet, also im Sinne von Geld verdienen oder Erfolge sehen, wird hier oftmals noch nicht. Gleichzeitig ist das der Moment wo ich als Personaltrainerin ins Geschehen kommen darf.

 

… EIN BISSCHEN CHAOS- OB INNERLICH ODER IM AUSSEN- GEHÖRT DAZU

Hier steckt man Mitten im Prozess drinn. Hier gehts auch um Chaos und Verwirrung und um eine Portion Gelassenheit um genau das auszuhalten. Im Bezug aufs Training gehts hier um Muskelkater und ums Austesten der optimalen Reizsetzung für deinen Körper. In deinem Gehirn gehts in dieser Phase des Trainings richtig rund, denn das Erste, das sich nun rasant verbessert, und woran du nun deine Fortschritte messen solltest, ist die Koordination. Dein Körper verarbeitet also auf Hochtouren die neuen Bewegungsmuster mit denen du ihn im Rahmen deines Trainings “fütterst”. Während du die ersten Liegestütze/Push-ups deines Lebens machst durchforstet dein Hirn sämtliche Schubladen an Bewegungserfahrungen die du bisher in deinem Leben gemacht hast. Du irrst wenn du dir nun denkst: “Hach da kann mein Hirn nun lange suchen, Liegestütze konnte ich nie gut!”, spätestens wenn dein Hirn zurück geht zum Zeitpunkt des Erlernens des Kopf/Oberkörper Anhebens aus Bauchlage im Babyalter und in weiterer Folge schließlich des Krabbel-Bewegungsmusters, wird es fündig werden.

MOMENT! DAS KENNE ICH DOCH!

Bewegungen am Boden/über den Boden bzw. vom Boden hoch zum Stehen sind immer eine kleine Zeitreise für dein Gehirn. Dieser Gedanke sollte dich auch in der Hinsicht beruhigen als, dass du auch damals einige Male hingefallen bist bevor du sicher gehen konntest. Gott sein Dank hast du dich damals so gar nicht entmutigen lassen, sondern hast es einfach immer und immer und immer wieder versucht, bis es geklappt hat.

DIE MISCHUNG MACHTS MAL WIEDER

Bei jeder Veränderung geht es somit denke ich darum; die gute Mischung aus “A…. hochbekommen und zu handeln” mit jener aus “dem ganzen Zeit geben und den Prozess genießen” zu finden. In die Gänge zu kommen versus sofort alles perfekt meistern zu müssen. Step by Step sich auf den Weg zu machen und dabei für mögliche Kurskorrekturen offen zu bleiben. Sich dabei für nichts zu schade zu sein und gleichzeitig seinen eigenen Wert zu kennen.

 

Ich hoffe dieser Beitrag hat nicht mehr verwirrt sondern positiv und ehrlich angestupst und Mut gemacht. Kopf hoch meine Lieben und mutig voraus in den Februar 2021!

Eure Verena

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