Mindset/Psyche

und dann kam Wien und alles anders

Verena Hirzenberger |

26.05.2020

Dienstag ist, und ich habe euch soviel zu erzählen und deshalb auch erst mal auswählen müssen, zu welchem Thema ich den heutigen Beitrag schreiben werde. Schließlich hab ich beschlossen, euch heute mal wieder ein Stück eintauchen zu lassen, in persönliche Gedanken oder besser gesagt, ein bisschen meiner Vergangenheit mit euch zu teilen.

 

Im heutigen Beitrag möchte ich deshalb versuchen zu umreißen, wie es eigentlich dazu kam, dass ich beruflich nun tue was ich tue und dabei die Verena bin, die ich bin.

 

Keine Sorge, ich werde jetzt nicht soweit zurück gehen euch zu erzählen wie sich meine Eltern kennengelernt haben, wobei auch das eine eigentlich sehr schöne Geschichte…aber dazu ein ander Mal. Ich werde mit Wien beginnen. Mit dieser Stadt, die ich bereits seit nun beinahe 16 Jahren mein Zuhause nenne. Mit 21 Jahren kam ich von Oberösterreich, wo ich in einer kleinen Gemeinde im Bezirk Steyr Land aufgewachsen war, in die große Stadt Wien, zuvor hatte auf die Matura ein Auslandsaufenthalt als Au-pair in Irland gefolgt.

Fotocredit: meinpapasagt. de

 

…vom Kaff in die Großstadt

 

Wien also. Zu dieser Stadt hatte ich bis auf einige wenige Kurzbesuche meiner Tante, verbunden mit dem klassischen Besuch des Tiergarten Schönbrunns oder des Praters keinen Bezug. Salzburg fand ich schöner damals, oder Graz, so was nettes Kleines und Überschaubares. Aber um meinen damaligen Traum des Studiums Moderner Tanzpädagogik verwirklichen zu können, führte kein Weg an Wien und der Aufnahmeprüfung im Herbst am Konservatorium in der Johannesgasse vorbei. Einen wirklichen Plan B hatte ich nicht. Aus Plan A wurde dennoch nichts. Ich scheiterte an der Aufnahmeprüfung und wurde bereits am ersten Tag (die Aufnahmeprüfungen laufen wenn ich es recht im Kopf behalten habe über mindestens 3 Tage) gemeinsam mit weiteren 50 % der angetretenen Personen wieder nachhause geschickt.

 

Die Stadt habe ich in den darauf folgenden Wochen aber schon ganz gut kennengelernt. Offensichtlich waren meine damaligen Bewerbungsschreiben gut genug, um es jeweils auf “second base”, also zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch zu schaffen. Es ging kreuz und quer durch die Stadt, mit einem Papier-Stadtplan ausgerüstet, kein Bezirk war vor mir sicher.

 

Lugner und sein Mausi

 

Wien wie es leibt und lebt durfte ich wenig später im Zuge meines ersten Jobs als Verkaufsmitarbeiterin in einem A1-Shop in der Lugnercity kennenlernen. Habe ich erwähnt, dass ich mit Abstand eine der letzten meiner Klasse war, die überhaupt im Besitz eines Mobiltelefones war, geschweige denn regelmäßig davon Gebrauch machte? Bis heute bin ich weit davon entfernt mich als Technik-Freak zu bezeichnen. Dass man jedoch auch an Anforderungen wachsen kann, wenn man gewillt ist dafür Erforderliches zu erlernen, hat sich auch dabei gezeigt. Innerhalb weniger Tage hatte ich mich sowohl entsprechend eingearbeitet als auch erfolgreich auf die Schaufel nehmen lassen. In meinem Pflichtbewusstsein bestand ich bei einem Kunden trotz Ausweis und mehrmaligem Beteuern ein guter Freund eines Herrn Nemsic zu sein- und dessen mündliche Zusage auf ein Gratis-Mobiltelefon zu haben- auf den schriftlichen Beleg dieses Umstandes. Schließlich wurde es dem Kunden zu bunt, und ich bekam sein Handy mit genanntem Herrn Boris Nemsic am anderen Ende der Leitung ans Ohr gedrückt. Kleines nicht unwesentliches Detail am Rande: Herr Boris Nemsic war damals CEO der Telekom Austria Group und befand sich gerade auf Schiurlaub. Er war übrigens unglaublich nett und gelassen ob der Erklärungen einer kleinen Leasing-Verkaufskraft im Vorweihnachtsgeschäft die offensichtlich keinen Tau davon hatte, mit wem sie es zu tun hat. Und wieder hatte ich was gelernt fürs Leben, und für Erheiterung bei Kollegen gesorgt.

 

Wenige Monate später wechselte ich vom Handyverkauf, der mir übrigens vollkommen überraschend wirklich Spaß gemacht hatte, in meinen tatsächlich gelernten Grundberuf als Kindergartenpädagogin. Den Traum vom Tanzen hatte ich zu jener Zeit noch lange nicht aufgegeben. Für ein halbes Jahr wurde das Tanzstudio Moveon in der Neubaugasse praktisch zu meinem zweiten Zuhause. 6x/Woche Unterricht in Ballett, Modern Dance, Jazz Dance, Pilates sollten dafür sorgen ein Jahr später beim zweiten Anlauf der Aufnahmeprüfung am Konservatorium doch noch meinen Ursprungsplan in die Tat umzusetzen. Offensichtlich hatte jedoch das Leben etwas Anderes für mich vorgesehen. Es klappte wieder nicht, und nach einem Überbrückungsjob als Telefonistin in einem Veranstaltungs- und Seminarbüro landete ich schlussendlich als Pädagogin in einer türkischen Kindergruppe im Herzen von Ottakring, am Schuhmeierplatz. Noch kämpfte ich weiter und  absolvierte intensiv Tanztrainings privat. Irgendwann zu jener Zeit begann ich auch damit mehrere Jobs/Woche zu jonglieren. Neben meiner Tätigkeit in der Kindergruppe fand man mich auch für einige Stunden als Rezeptionistin im Fitinn, an diversen Volkshochschulen betreut damit Kleinkindern Englisch beizubringen bzw. privat Englisch Nachhilfe zu geben und an einer Kinderballettschule Tanzstunden zu unterrichten. Hah, und das auch ohne Konservatorium.

 

…was tut man nicht alles und es hat nicht geschadet

 

An dieser Stelle sei der bekannte Ausspruch: “Sie war jung und brauchte das Geld!”, zitiert. Für meine Tätigkeit im Fitinn gab es für die beliebten Schichten Dienstag Abend 18:00-24:00 oder auch Sonntag 6:00-12:00- um am Weg in die Arbeit noch mit der Wg-Kollegin- die als Studentin zeitgleich eben vom Fortgehen heimwankte abklatschen zu können- heiße 7 Euro/h.

 

Fotocredit: spruch-des-tages.de

 

Ungefähr zeitgleich hatte mein Vater die Idee, ich könnte doch vielleicht die Ausbildung zur Aerobic-Trainerin machen. So wäre es möglich auf eine etwas andere Art meinen Drang nach rhythmischer Bewegung zur Musik doch auch noch als Einnahmequelle zu erschließen. Zuerst war ich gar kein Fan um ehrlich zu sein. Mir fehlte die Kunst in dem Konzept, der Ausdruck von Kreativität, das Entertainern lag mir jedoch im Blut. Wobei ich von Anfang an darauf setzte dabei authentisch zu bleiben. Mit aufgesetztem gekünsteltem Grinser wie ein Aufziehclown vor der Menge zu hopsen war nie mein Zugang. So ging das also los. Und auch damals habe ich nicht geahnt, schlussendlich mit Anfang 30 mich als Personaltrainerin selbstständig zu machen.

 

Ich bin also keine ehemalige Leistungssportlerin, habe auch als Kind keinem Sportverein angehört. Stattdessen habe ich im Sommer im Wald gespielt, mit Leidenschaft ab dem 8ten Lebensjahr getanzt und hin und wieder ging ich mit Papa eine Runde laufen. Im Fitnessstudio war ich das erste Mal mit 20 Jahren als ich meine Aupair-Kummerkilos loswerden wollte um fit für die erwähnte Aufnahmeprüfung zu sein.

 

Aber ich hatte Lunte gerochen. Nach und nach stieg die Anzahl der Kursstunden/Woche die ich an diversen Fitnessstudios und Volkshochschulen abhielt, und auch Firmenfitnesskurse gehörten bald mit dazu.  Zusatzausbildungen erweiterten laufend mein Portfolio. Gleichzeitig war ich von der Kindergruppe in Ottakring in das St.Anna Kinderspital gewechselt. Auch hier jeweils vormittags als Kindergartenpädagogin zur Betreuung der Kinder und Jugendlichen auf der HNO-Station. Es folgte die Fitnesstrainer B-Lizenz, der Start neben Gruppenstunden auch Personaltrainings privat zu geben und dann kam der Punkt an dem ich merkte, dass ich schon einiges an Praxiserfahrung vorweisen konnte, und gleichzeitig noch tiefer in die Wissenschaft einsteigen wollte. Dem Tanz hatte ich zu jener Zeit zumindest vorübergehend den Rücken gekehrt.

 

also doch noch in Salzburg studiert

 

Ich setzte noch den ULG (Universitäts-Masterlehrgang) zum Master of Science Health and Fitness am sportwissenschaftlichen Institut der Uni Salzburg in Hallein oben drauf. Nachdem nur noch die schriftliche Masterthesis sowie Abschlussprüfung ausstand, wechselte ich nach 6 Jahren im St.Anna Kinderspital endlich gänzlich in die Fitness- und Bewegungsbranche.

 

Fotocredit: aevo-online.com

 

Ein Job rein als Fitnesstrainerin auf der Fläche eines Fitnessstudios hätte mich nicht gereizt. Gerade damals mit 30 wollte ich erste Managementluft schnuppern. Ich hatte keine Ahnung ob ich so einer Aufgabe gewachsen sein würde, aber einen Versuch war es wert. Die Position als Kursbereichsleitung der beiden Bodystyle-Fitnessstudios war also perfekt. Ich war damit für die Koordination der rund wöchentlich 120 Gruppenfitnessstunden, der Leitung des etwa 40 köpfigen Kurstrainerteams (plus dem Pool an weiteren 20 Vertretungstrainern) in Kombination mit Diensten als Flächentrainerin (Trainingspläne erstellen, Geräteeinweisungen,..) sowie Abhaltung meiner eigenen Gruppenkurse zuständig. Die ersten Monate waren hart um ehrlich zu sein. In diese Aufgabe galt es erst mal reinzuwachsen und 60-70 Wochenstunden waren der Durchschnitt im Verlauf der ersten 3 Monate. Aber ich habe unglaublich viel gelernt in jener Zeit. Ich war schrecklich stolz auf diesen verrückten Haufen an Kurstrainern, insbesondere wenn ich jemand neu einstellte, und sah wie diese Person sich entwickelte und zu einem wirklich tollen Trainer wurde. Auch schön war, dass ich einige Kunden inspirieren durfte ebenfalls den Weg als Groupfitness-InstructorIn einzuschlagen. Meine Masterthesis stellte ich im darauffolgenden Jahr fertig und schloss damit mein Studium ab. Drei Jahre blieb ich in der Funktion als Kursleitung, organisierte im Zuge dessen auch einige Sportcamps im Team mit 1-2 anderen engagierten Trainern und merkte, dass ich zunehmend Lust bekam mein eigenes Ding zu machen. Ganz mein eigener Chef zu sein. Das Angebot für eine geringfügige Beschäftigung als Personaltrainerin in einer kleinen feinen Sportpraxis spannte das notwendige finanzielle Sicherheitsnetz, dass ich kopfmäßig brauchte um den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen.

Fotocredit: pinterest.de

 

Jump! …und eine der besten Entscheidungen meines Lebens

 

Das war im Frühling 2016, also ziemlich exakt vor 4 Jahren. Ich habe diesen Schritt, selbst in Zeiten der Corona Krise, noch keine Sekunde bereut. Personaltrainings privat zuhause, Kleingruppentrainings Outdoor im Park, Firmenfitnesskurse, Zoom-Online Trainings, Schwimmtrainings, Massagen (auch dazu habe ich in den letzten Jahren laufend Ausbildungen belegt), Tanzworkshops (erst letztes Jahr habe ich dazu zurück gefunden) Wander-und Wohlfühltage am Attersee und noch einige Gruppenkurse nach wie vor in den beiden Bodystyle- Fitnessstudios… meine Wochen sind abwechslungsreich und bunt.

 

Und das Beste daran ist glaube ich die Beweglichkeit dieses mir selbst kreierten Systems. Ich denke eines der schönsten Dinge ist, wenn man tatsächlich behaupten kann seine Leidenschaft zum Beruf gemacht zu haben und zu lieben was man tut. Da draußen gibt es noch soviele Dinge auf die ich neugierig bin. Im Zuge der letzten Wochen habe ich zum Beispiel durch das regelmäßige Tippen dieser Beiträge auch meine Liebe zum Schreiben neu entdeckt. Vielleicht folgt auch hier noch mehr auf den Jugendroman den ich damals mit 22 Jahren veröffentlicht habe… Wer weiß? Oder ich eröffne ein kleines Cafe am See, oder oder und…

 

Danke, dass ich entscheiden kann wie ich mein Leben gestalte und das jeden Tag aufs Neue.

Wenn du bis hier gelesen hast, bedanke ich mich für deine Zeit und wünsche dir noch einen schönen Dienstag. Es regnet.. aber irgendwie ist das auch gerade so richtig gemütlich.

 

Alles Liebe,

deine Verena

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