Persönliches

Dornröschen bekommt Konkurrenz

Verena Hirzenberger |

20.04.2020

Willkommen zurück. Nach dem Wochenende starten wir tatsächlich bereits in die 6te Woche. In einem der Beiträge letzte Woche habe ich erwähnt, wieviel enger meine derzeit gezogenen Kreise geworden sind. Gestern Sonntag hatte ich dann wieder einmal richtig Lust ins Zentrum der Stadt vorzudringen um mir selbst davon ein Bild zu machen. Also bin ich am frühen Nachmittag aufgebrochen und von mir in Döbling zu Fuß bis zum Rathaus marschiert. Dort habe ich mich auf den Stufen niedergelassen und meine Gedanken treiben lassen. Daher gibt es heute einmal wieder sehr persönliche Gedanken von mir:

 

Dornröschen hat harte Konkurrenz bekommen. Vienna, the sleeping Beauty. Wie sie schläft diese Stadt, unfassbar und surreal. Wo ich mich im Sommer mit einem Gemisch aus Indian Curry und Kaiserschmarren in der Nase durch die Menschenmenge in Richtung Tribünen schiebe um Carmens stolzem Tanz auf der Leinwand zu folgen und noch im Dezember beim Besuch einer Freundin aus Deutschland einen weiten Bogen um den heillos überfüllten Weihnachstmarkt gemacht habe herrscht nun Leere und Stille. Der Blick ist unverstellt und frei bis zum Burgtheater gegenüber. Einzig ein paar Läufer, dem abgesagten Vienna City Marathon zum Trotz, queren den Platz. Ich fühle mich als wäre ich in eine Filmkulisse gestolpert. Ohne Drehbuch, ohne Text, kein Ton.

 

Als ich weiterschlendere fährt eine Straßenbahn am Ring an mir vorbei. Im letzten Wagon, eine einsame Frau am Fenster, deren Blick mir über die Maske hinweg begegnet. Auch das Cafe Central sieht trostlos aus ohne der Menschentraube an Touristen davor. In Gedanken habe ich mich beim vorbei gehen oft darüber lustig gemacht. Dass es doch bedeutend schönere- weil ursprünglicher- traditionelle Kaffeehäuser gäbe, ohne überzuckerte Touristenpreise und das nur 2 Ecken weiter. Jetzt fehlen sie mir.

 

Die Gruppen mit den Selfiesticks und den Reiseleitern vorne weg mit hochstrecktem Schirm in der Luft. Abstand halten fällt leicht am Weg über den Kohlmarkt, Graben bis zum Stephansdom. Da steht er stolz in ein warmes Licht getaucht nach dem leichten Regen am Morgen. Ganz ohne seine Leibwächter davor mit den Mozartperücken. Fast beruhigend wirkt das hochgezogene Gerüst an der rechten Seite. Der Steffel wäre nicht der Steffel ohne Restaurierungsmaßnahmen an einer seiner Wände. An dem vorspringenden Namensschild des Geschäfts Seidensticker bimmelt ein Glöckchen im Wind. Das ist mir zuvor nie aufgefallen. Vielleicht wurde es von den klappernden Hufen der Fiaker am Kopfsteinpflaster übertönt. Auch die sind verschwunden, mit ihnen der Geruch nach frischen Pferdeäpfeln.

 

Am Schulhof beim Wienmuseum lasse ich mich auf eine Steinbank vor der Kirche sinken. Einer meiner Lieblingsplätze im Zentrum. Hier ist es auch sonst vergleichsweise ruhig. An einem lauen Sommerabend saß ich hier in der Parisergasse im Schanigarten der Bodega Marques und fühlte mich, als ein Fiaker im Schein der Straßenlaterne vorbeifuhr, zurückversetzt in meine Vorstellung des 19ten Jahrhunderts. An jenem Abend hat der Glockenbaum hier am Platz gerade wunderschön lila geblüht.

 

Das wird er auch dieses Jahr tun. Dieser Sommer wird anders werden aber ich glaube damit auch sehr besonders. Ein bisschen Wehmut darf sein aber lassen wir uns auch überraschen was kommt. Vermutlich ist es gerade notwendig, dass uns ein bisschen der Wind aus den Segeln genommen wird um zu rasch richtung Zukunft unterwegs zu sein. Mir fällt das auch oft nicht leicht, aber ein bisschen mehr im Hier und Jetzt im Loslassen und Sein lassen tut uns allen ganz gut.

 

 

Damit schaut auf euch und bleibt gesund!

Eure Verena

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